Aktuelles zu Depressionen:
Psychotherapeuten bieten seit April 2017 eine Sprechstunde zur Akutbehandlung an.
Seit dem 1.8.2018 ist eine Überweisung zum Psychotherapeuten nicht mehr erforderlich.
Seit dem 1. April 2018 ist aber der Besuch einer sogenannten Psychotherapeutischen Sprechstunde erforderlich, bevor eine Psychotherapie begonnen werden kann. In dieser Sprechstunde wird von einem kassenärztlich zugelassenen Psychotherapeuten die Bedürftigkeit festgestellt. Diese Sprechstunde ist nur ausnahmsweise dann nicht erforderlich, wenn der Patient innerhalb der letzten 12 Monat aus einer psychiatrischen Klinik oder psychotherapeutischen Rehabilitation entlassen wurde.
Unterstützung durchs Smartphone:
Selfapy: Soforthilfe
iFightDepression Tool: Zusammen mit dem Arzt
Back to Job!: Tagebuchfunktion
Enke-App: Stimmungstagebuch und SOS-Hotline
Mobbing - Die Definition
Mobbing besteht aus fortgesetzten Angriffen oder Schikanen, von denen jede isoliert betrachtet geringfügig und nicht justiziabel sein kann. Mobbing wird subjektiv erlebt. Das, was für den einen Kollegen bereits Mobbing ist, verursacht bei einem anderen noch nicht einmal eine Gefühlsregung. Die Beteiligten sollten hier also nicht nur an die juristische Definition denken.
Mobbing-Tagebuch ist unerlässlich
Das Führen eines Mobbing-Tagebuchs führt dazu, dass die Chancen, das Mobbing zu beenden und ein Burn-out zu vermeiden, enorm steigen.
Mobbing-Checkliste
Sind auch Sie solchen Verhaltensweisen ausgesetzt? Dann könnte es Mobbing sein!
Entscheidungen der Gerichte:
LAG Thüringen als Wegbereiter der Mobbingbekämpfung
LAG Thüringen, Urteil vom 15.02.2001, Az.: Aktenzeichen 5 Sa 102/00
Überblick:
In diesem Fall wurde der Mobber entlassen und klagte gegen seine Kündigung. Das Landesarbeitsgericht Thüringen musste letztendlich entscheiden, ob die Kündigung rechtmäßig war.
Mobbingvortrag aus Opfersicht:
Das Mobbing-Opfer war ein Fleischergeselle, der sich von seinem Warenbereichsleiter gemobbt fühlte. Das führte auch zur Vornahme eines Suizid-Versuchs. Sein Abschiedsbrief lautete
folgendermaßen:
"Liebe Sabine! Es tut mir in der Seele weh dies zu tun, aber habe keinen anderen Ausweg mehr gesehen. Dank der lieben Versetzung nach M zu Herrn M hat sich das alles so ergeben. Falls Du noch einmal
einen der Mitarbeiter in M triffst, kannst Du Herrn M ausrichten lassen, "daß bei Hitlers Zeiten solche kranken Leute hingerichtet wurden" ich jetzt auch nicht mehr lebe…".
Weiterhin gab er später folgende eidesstattliche Erklärung ab:
„Beim Begrüßungsgespräch … wurde ich mit: "Guten Tag Herr F, ich bin Herr M, der Warenbereichsleiter, wie Sie sicherlich wissen, eilt mein Ruf mir voraus, ich habe bisher jedem das Arbeiten beigebracht und ich werde schnellstens Ihre Kotzgrenze finden" empfangen. Zu dieser Zeit befanden sich leider keine Zeugen im Raum.“
In der weiteren Arbeitswoche ging es mit Beschimpfungen wie folgt weiter:
"Sie lahmes Arschloch",
"Können Sie denn überhaupt nichts richtig machen",
"Sie Erfurter Puffbohne können wohl überhaupt nichts",
"Ich mache Sie fertig",
"Sie haben wohl nicht alle Tassen im Schrank",
"Herr H hat Ihnen wohl nur Müll gelernt, aber das ist ja normal bei Herrn H, usw."
Diese Äußerungen wurden während der Ausführung meiner zugeteilten Arbeiten von Herrn M geäußert, wobei wir uns in der Fleischerei befanden. Zu dieser Zeit war der Fleischergeselle Herr S als Zeuge
anwesend.
In meinen Pausenzeiten wurde mir von Herrn M nicht gestattet, diese zeitlich auszuschöpfen. Das Rauchen wurde mir auch untersagt. Es wurde mir noch nicht einmal eine vollständige Pause von insgesamt
2 mal eine halbe Stunde bei einem 14 Stundentag gewährt. Dies ging Dienstag bis Samstag derselben Woche. Es wurde von Herrn M angewiesen, daß jeder Fleischer von Früh bis Abends da zu sein hat.
…“
Nach einer Arbeitsunfähigkeitsphase wurde er mit folgenden Worten empfangen:
„Herr F, sie haben doch nur simuliert und zu Hitlers Zeiten hat man solche Betrüger wie Sie an die Wand gestellt und erschossen. Herr F, zu Hitlers Zeiten haben sich Männer Finger abgeschnitten, um
nicht in den Krieg zu müssen, solche hat Hitler auch an die Wand gestellt."
Das Ergebnis der Entscheidung:
Das Landesarbeitsgericht Thüringen entschied, dass die Kündigung rechtmäßig war. Mobbing kann danach eine außerordentliche fristlose Kündigung des Arbeitsverhältnisses selbst ohne Abmahnung
rechtfertigen, wenn es zu einer Störung des Betriebsfriedens gekommen ist. Dabei kommt es bei einem Mobbingverlauf zur Einhaltung der 2-Wochen-Frist für die fristlose Kündigung auf das letzte, den
Kündigungsentschluss auslösende Glied in der Kette der Mobbinghandlungen an.
LAG Thüringen und die Fortentwicklung der Rechtsprechung
LAG Thüringen, Urteil vom 28.06.2005, Az.: 5 Sa 63/04
Überblick:
In dem Urteil ging es um die Einhaltung der Menschenwürde am Arbeitsplatz und der Definition des Mobbingbegriffs als Bestandteil systematischer Verletzung des Persönlichkeitsrechts. Es erfolgten
Abmahnungen und die Kündigung einer ihren Vorgesetzten und dem Geschäftsführer unliebsam gewordenen Mitarbeiterin einer in kirchlicher Trägerschaft stehenden Behinderteneinrichtung.
Das LAG urteilte zusammengefasst:
Der letzte Punkt, nämlich letztendlich die Umkehr der Beweislast, wurde in anderen Verfahren durch das Bundesarbeitsgericht abgelehnt.
Mobbingvortrag aus Opfersicht:
Die Geschädigte trug auszugsweise Folgendes vor:
Das Ergebnis der Entscheidung:
Die Abmahnungen mussten aus der Personalakte entfernt werden und die Kündigung war unwirksam.
Schmerzensgeld wegen Persönlichkeitsverletzung
Arbeitsgericht Siegburg, Urteil vom 11.10.2012, Az.: 1 Ca 1310/12
Überblick:
Ein Industriekaufmann arbeitete als Bereichsleiter im Software-Service bei einer Firma, die Informationstechnologie-Dienstleistungen anbot. Nach einer Umstrukturierung wurde er als Taskmanager
Informationstechnologie beschäftigt. Er musste hierbei Leistungsabrechnungen ausfüllen, in denen die Abwesenheits- und Anwesenheitszeiten sowie die während der Arbeitszeit erledigten Aufgaben mit
Angabe der jeweils benötigten Zeit eingetragen wurden. Über Jahre hinweg hatte der Mann wiederholt darauf hingewiesen, dass er nicht ausgelastet sei. Daraufhin wurde er angewiesen, minderwertige
Arbeiten zu verrichten. Schließlich wurde ihm der Arbeitsplatz weggenommen. Er klagte die Zahlung eines Schmerzensgeldes ein.
Mobbingvortrag aus Opfersicht:
Der Arbeitnehmer behauptete:
Das Ergebnis der Entscheidung:
Das Gericht sprach dem Arbeitnehmer ein Schmerzensgeld in Höhe von 7.000,00 Euro zu. Handlungen des Arbeitgebers, die einem Arbeitnehmer suggerieren, er sei fachlich und persönlich ungeeignet bzw. minderwertig, stellen eine Verletzung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts dar und begründen damit einen Schmerzensgeldanspruch.
Mobbing: Kann der Betriebsrat ein Seminar fordern?
Ein Machtwort des Bundesarbeitsgerichts (Beschl. v. 14.01.2015, Az.: 7 ABR 95/12).
Ein Betriebsrat beschloss, seinen zweiten Vorsitzenden auf ein Mobbing-Seminar zu schicken. Das hielt der Arbeitgeber für überflüssig. Er verweigerte die Kostenübernahme.
Der Arbeitgeber verlor. Nach § 40 Abs. 1 BetrVG muss der Arbeitgeber die Kosten zu tragen, die anlässlich der Teilnahme eines Betriebsratsmitglieds an einer Schulungsveranstaltung nach § 37 Abs. 6 BetrVG entstanden sind, sofern das bei der Schulung vermittelte Wissen für die Betriebsratsarbeit erforderlich ist. Bei der Frage, was erforderlich ist, hat der Betriebsrat einen Ermessensspielraum. Nach § 37 Abs. 6 Satz 1 BetrVG ist die Vermittlung von Kenntnissen erforderlich, wenn sie unter Berücksichtigung der konkreten Verhältnisse in Betrieb und Betriebsrat notwendig sind, damit der Betriebsrat seine gegenwärtigen oder in naher Zukunft anstehenden Aufgaben ordnungsgemäß erfüllen kann.
„…4. Der Betriebsrat darf eine Schulung zum Thema Mobbing für erforderlich halten, wenn im Betrieb Konfliktlagen bestehen, aus denen sich Mobbing entwickeln kann. Rein vergangenheitsbezogene abgeschlossene Sachverhalte genügen dazu ebenso wenig wie die rein theoretische Möglichkeit, dass diese Frage einmal im Betrieb auftreten könnte. Ein konkreter betriebsbezogener Anlass kann gegeben sein, wenn der Betriebsrat aufgrund ihm bekanntgewordener Konflikte in Erwägung zieht, dem Arbeitgeber den Abschluss einer Betriebsvereinbarung zur Mobbingprävention vorzuschlagen, um der Entstehung von Mobbing entgegenzuwirken.“
AFT – The ultimate Anti Fire Test
by Gerland & Schrader
Karin Gerland – Dipl.- Psychologin
Arno Schrader – Fachanwalt für Arbeitsrecht
Sind Sie Burn-out gefährdet?
Prüfen Sie, wie belastbar Sie sind, wie sehr einzelne Verhaltensweisen Sie einschränken und letztendlich, wie Burn-out gefährdet Sie sind. Nehmen Sie sich nur ein paar Minuten Zeit und versuchen Sie herauszufinden, wie krisenfest und leistungsfähig Sie sind.
Vergeben Sie für die einzelnen Aussagen Punkte:
0= diese Aussage trifft gar nicht zu
1= diese Aussage trifft gelegentlich zu
2= diese Aussage trifft voll und ganz zu
Burn-out Test |
Punkte |
Summe |
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Feld 1: Soziales Umfeld |
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Ich habe jemanden, dem ich persönliche Dinge erzählen kann. |
0 |
1 |
2 |
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Ich bin bekannt für einen großen Freundeskreis. |
0 |
1 |
2 |
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Gerne arbeite ich mit vielen Kollegen zusammen. |
0 |
1 |
2 |
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Ich habe jemanden, auf den ich mich voll verlassen kann. |
0 |
1 |
2 |
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Ich kann gut zuhören. |
0 |
1 |
2 |
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Ich kann gut argumentieren. |
0 |
1 |
2 |
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Ich gehe regelmäßig aus. |
0 |
1 |
2 |
|
Ich kann gut auf Personen zu gehen. |
0 |
1 |
2 |
|
Ich kann gut ein Gespräch beginnen. |
0 |
1 |
2 |
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Meine Leistungen werden gewürdigt. |
0 |
1 |
2 |
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Ich fühle mich nicht überfordert. |
0 |
1 |
2 |
|
Ich werde selten ungerecht behandelt. |
0 |
1 |
2 |
|
Ich mache mir keine Sorgen über die Zukunft. |
0 |
1 |
2 |
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Zwischensumme |
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Feld 2: Geistiges Wohlbefinden |
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Mein Beruf macht mir Freunde. |
0 |
1 |
2 |
|
Wenn ich etwas mache, mache ich es richtig und gerne. |
0 |
1 |
2 |
|
So schnell regt mich nichts auf. |
0 |
1 |
2 |
|
Ich habe sehr viel Humor und lache oft. |
0 |
1 |
2 |
|
Ich nehme mir Zeit für mich, meine Hobbys und Bedürfnisse. |
0 |
1 |
2 |
|
Ich habe keine Schlafprobleme. |
0 |
1 |
2 |
|
Ich bin geistig unabhängig. |
0 |
1 |
2 |
|
Ich bin finanziell unabhängig. |
0 |
1 |
2 |
|
Ich kann mich gut konzentrieren. |
0 |
1 |
2 |
|
Ich kann meine Zeit gut einteilen. |
0 |
1 |
2 |
|
Die Vergangenheit belastet mich nicht. |
0 |
1 |
2 |
|
Ich treffe gerne Entscheidungen. |
0 |
1 |
2 |
|
Ich bin zufrieden mit mir. |
0 |
1 |
2 |
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Zwischensumme |
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Feld 3: Körperliches Wohlbefinden |
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Ich bin gesund. |
0 |
1 |
2 |
|
Ich bekomme ausreichend Schlaf. |
0 |
1 |
2 |
|
Morgens fühle ich mich erholt. |
0 |
1 |
2 |
|
Ich ernähre mich gesund. |
0 |
1 |
2 |
|
Ich trinke keinen Alkohol. |
0 |
1 |
2 |
|
Ich nutze Gelegenheiten, mich zu bewegen. |
0 |
1 |
2 |
|
Ich treibe Sport. |
0 |
1 |
2 |
|
Ich rauche nicht. |
0 |
1 |
2 |
|
Es stehen keine Operationen an. |
0 |
1 |
2 |
|
Ich habe nie mehr als 10 echte Krankheitstage pro Jahr. |
0 |
1 |
2 |
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Ich fahre regelmäßig in den Urlaub. |
0 |
1 |
2 |
|
Ich mag längere Auszeiten. |
0 |
1 |
2 |
|
Ich kann gut abschalten. |
0 |
1 |
2 |
|
Zwischensumme |
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Punkte Feld 1: Soziales Umfeld |
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Punkte Feld 2: Geistiges Wohlbefinden |
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Punkte Feld 3: Körperliches Wohlbefinden |
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Gesamtpunktzahl |
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Ergebnis:
0 bis 26 Punkte:
Sie stehen vermutlich stark unter Druck und sind auch deshalb nicht (mehr) besonders leistungsfähig. Berufliche und/oder private Situationen belasten sie. Versuchen Sie Ihre Situation positiver zu gestalten. Schauen Sie sich die drei Felder nochmals an und versuchen sie Defizite abzubauen.
27 bis 52 Punkte:
Sie sind belastet, aber leistungsbereit. Allerdings bedrückt Sie die Erwartungshaltung, die an Sie gestellt wird. Ihr Leben verläuft nicht in allen Bereichen ausgeglichen, Sie haben einige Defizite, die Sie gezielt bekämpfen sollten.
53 bis 78 Punkte:
Sie sind sehr belastbar und ein ausgeglichener Mensch. Es scheint auch die Work-Live-Balance zu passen. Denken Sie aber stets daran: auch belastbare Menschen benötigen einmal längere Auszeiten!
Analyse: In welchem Feld liegen die Schwächen? Mit den wenigen Punkten nochmals genauer an. So können Sie leicht sehen, auf welchen Feldern Nachholbedarf besteht. |
Punkte Feld 1: Soziales Umfeld |
Das können Sie tun: Suchen Sie sich Personen, die Ihnen zuhören. Gehen Sie öfters raus, treiben Sie Sport und lernen Sie Menschen kennen und lieben. |
Punkte Feld 2: Geistiges Wohlbefinden |
Das können Sie tun: Versuchen Sie etwas für Ihre Konzentrationsfähigkeit zu tun. Lernen Sie auch einmal „Nein“ zu sagen. Versuchen Sie, mit Negativem aus der Vergangenheit abzuschließen. |
Punkte Feld 3: Körperliches Wohlbefinden |
Das können Sie tun: Tun Sie etwas für Ihren Körper: hier und heute. Fangen Sie an. |